Am 7. Februar 2013 musste ich meinen Wallach Humphrey Bogart einschläfern lassen. Wie viele wissen, stand er mir sehr nahe und ist bis heute für mich unvergessen. Am Tag nach seinem Tod, meinte mein Mann, ich könnte mich zur Ablenkung auf die Suche nach einem Welpen machen.Wir hatten bereits einen zwölfjährigen Golden Retriever Welpen namens Leon. Er war für sein Alter sehr fit, doch ein Bekannter hatte uns bereits seit Monaten geraten, noch einen Welpen anzuschaffen, da dies ein Jungbrunnen für ihn sein könnte. Bereits im Herbst 2012 telefonierten wir mehrere Züchter ab, die ihre Wurfplanungen im Internet stehen hatten. Natürlich stellten Sie viele Fragen über uns und unseren Alltag. Da blieb es natürlich nicht aus, dass ich meine drei Pferde erwähnen musste. Keiner der Züchter verstand, dass man einen Hund und Pferde haben und ganz „nebenbei“ noch seinen Lebensunterhalt verdienen konnte.
Nun hatte ich ja „nur“ noch zwei Pferde und einen Hund, mit dem ich nebenbei bemerkt, regelmäßig noch joggen ging. Ich durchstöberte also am 8. Februar 2012 diverse Webseiten von Hundezüchtern. Von einer ehemaligen Kollegin wusste ich, dass sie eine Adresse im Hunsrück hatte, also rief ich sie an. Katharina nannte mir die Retriever Zucht Haus Gräfenbach (Werbung wegen Verlinkung) in Münchwald. Ich schaute mir die Webseite an und konnte meinen Augen kaum glauben: Sie hatte tatsächlich einen Wurf Golden Retriever, von denen noch zwei Rüden abzugeben waren.
Natürlich rief ich sofort bei Christel Marschall an und fragte nach. Sie teilte mir mit, dass jetzt nur noch ein Rüde da sei. Es war ohnehin nur ein sehr kleiner Wurf aus drei Welpen gewesen. Eine Hündin und zwei Rüden. Wir vereinbarten einen Termin für den folgenden Montag. Sie bat mich, noch jemanden mitzubringen, falls es denn zwischen uns passte und ich den Hund denn gleich mitnehmen wollte. Sselbstverständlich berichtete ich ihr von unserem alten Hund und den zwei Pferden und sie hatte keinerlei Bedenken. Allerdings hatte die nun mein Mann. Er dachte, wenn das der letzte Hund aus einem Wurf war und den keiner haben wollte, dann stimmte mit dem etwas nicht! Da er der Meinung war, dass ich solche Entscheidungen besser treffen könnte, entschied er, zu Hause zu bleiben. Ich nahm meine Schwiegermutter mit nach Münchwald.
Es war ein kalter dunkler Abend und es lag überall etwas Schnee, als wir die 45 Minuten in den Soonwald fuhren. Frau Marschall begrüßte uns sehr herzlich und brachte uns in den Garten, wo der kleine Welpe gerade mit seiner Mama spielte. Sie öffnete die Tür und der kleine Kerl schoss sofort auf mich zu, legte sich auf meine Füße und quietschte freudig. In diesem Moment war es um mich geschehen. Ich musste ihn einfach mitnehmen. Eigentlich sollte unser nächster Hund Charly heißen. Ich fragte Frau Marschall, ob er schon einen Namen hätte. Sie sagte, er sei auf Cäsar eingetragen. Ich schaute den umherflitzenden Wollknäuel an und rief: „So, du heißt Cäsar?“ Sofort rannte er wieder zu mir und ließ sich streicheln. In diesem Moment war mir klar, dass wir seinen Namen nicht mehr ändern konnten.
Da ich Steffen versprochen hatte, ihm sofort ein Foto zu schicken, wenn ich den Welpen gesehen hatte, versuchte ich mein Bestes. Doch er war so aufgedreht, dass es schwierig war, ein vernünftiges Bild zu machen. Als ich dann endlich eins hatte, das halbwegs in Ordnung war und es abschickte, ging es nicht durch, da ich keinen Empfang hatte. Eigentlich hatte Steffen ohnehin nicht mehr mitzureden, der kleine Hund hatte mein Herz erobert und ich musste ihn einfach mitnehmen.
Im Hundeshop bei Frau Marschall kaufte ich noch ein Starterset für meinen Cäsar und sie lieh uns eine Hundebox für die ersten Wochen, um den Welpen stubenrein zu bekommen. Dann fuhr ich mit einem vollgepackten Auto und meiner Schwiegermutter, die den Welpen auf dem Schoß hielt, wieder nach Hause. Auf dem Weg gingen mir zwei Dinge durch den Kopf: Erstens: Wie wird eigentlich Leon reagieren, wenn wir ihm plötzlich so ein kleines Energiebündel vorsetzen? Und zweitens: Wie oft wird er sich wohl während der Fahrt übergeben?
Zu Punkt zwei muss ich erklären, dass unser Leon bis ins hohe Alter beim Autofahren sich ständig übergeben musste. Fahrten über zehn Kilometer waren nahezu unmöglich mit ihm. Das war einfach nicht sein Ding. Aus diesem Grund fuhr ich an diesem Abend sehr langsam und vorsichtig. Nach jeder Kurve fragte ich meine Schwiegermutter, was er denn mache. Sie beruhigte mich immer und meinte, dass er ihre Streicheleinheiten genoss und völlig entspannt war.
Auf halber Strecke rief ich dann zu Hause an, um Steffen mitzuteilen, dass wir bald da sein und jemanden mitbringen würden. Er dachte offengestanden, ich würde ihn veräppeln…
Ich parkte mein Auto im Hof direkt vor unserer Haustür. Steffen kam aus dem Haus geeilt und nahm ungläubig seiner Mutter den Welpen aus den Armen. Er trug ihn die Treppe nach oben, wo unser Leon schwanzwedelnd wartete. Auch er beäugte seinen neuen Mitbewohner irritiert. Als wir merkten, dass Leon aber keinerlei negative Anstalten machte, setzte Steffen ihn auf dem Boden ab. Cäsar lief einfach ins Haus, schaute sich kurz im Flur um und lief ganz selbstverständlich ins Wohnzimmer. Ganz so, als sei er schon immer hier gewesen. Leon rannte aufgeregt um ihn herum und ich werde nie vergessen, wie er sich plötzlich vor den 12 Jahre jüngeren Welpen legte, als wollte er ihn anbeten, und uns ansah mit der Frage in den Augen: „Darf ich den behalten?“ Die Antwort könnt ihr euch ja denken…
Im Februar 2012 hatte ich mit Bogie ein besonderes Pferd verloren und mit Cäsar vier Tage später einen besonderen Hund gewonnen.
Hätte mir damals jemand vorausgesagt, welche Abenteuer wir mit Cäsar noch vor uns hatten, dann hätte ich ihn für verrückt gehalten. Diese und noch viele andere Tiergeschichten erzähle ich euch natürlich hier.