Ein Ehering ist ein Symbol für Liebe, Treue und Beständigkeit und soll, genau wie die Ehe, ein Leben lang halten. Die Ringe meines Mannes und mir sind recht breit und bestehen aus Weiß- und Gelbgold und wurden zu unserer Hochzeit vor über 10 Jahren extra für uns angefertigt. Manchmal kommt es jedoch anders, als man denkt.
An einem Freitag vor ein paar Wochen schwoll plötzlich der Ringfinger meiner linken Hand an, an dem auch mein Ehering steckt. Im ersten Moment konnte ich mir die Schwellung nicht erklären und schob sie auf die Long-Covid-Symptome, mit denen ich seit meiner Erkrankung zu kämpfen habe. Zu diesen gehört nämlich auch, dass bei mir hin und wieder Gliedmaßen anschwellen. Das bekomme ich durch kaltes duschen oder schwimmen normalerweise wieder in den Griff. Leider funktionierte es an diesem Tag nicht.
Über Nacht wurde der Finger noch dicker und fing richtig an wehzutun. Ich konnte kaum schlafen und versuchte verzweifelt, wie bereits am vergangenen Tag, den Ring mithilfe von Seife und Vaseline vom Finger zu bekommen. Auch eine Eispackung half nichts. Im Gegenteil. Je mehr ich versuchte, ihn abzubekommen, desto dicker wurde der Finger. Am Samstagmorgen war er ganz rot und stellenweise sogar blau angelaufen.
Mein Mann fuhr mich dann zur ärztlichen Bereitschaftspraxis ins Alzeyer Krankenhaus. Der Arzt stellte fest, dass die Schwellung durch einen Mückenstich entstanden war und überwies mich in die Notaufnahme zum Chirurgen. Eine liebe Bekannte aus unserem Dorf, die in der Notaufnahme arbeitet, nahm mich auf und versuchte zunächst meinen Ring mit Seife vom Finger zu ziehen, was genau wie bei meinen Versuchen zuvor, misslang. Sie zerbrach sich den Kopf darüber, wie sie den Ring von meinem Finger entfernen könnte, ohne ihn zu zerstören, doch es half alles nichts. Sie versuchte mit einem manuellen medizinischen Dremel (ich weiß nicht, ob das wirklich so heißt), den Ring zu zerschneiden. Aber unsere Ringe sind sehr breit und massiv und sie kam mit dem Gerät nicht sehr weit. Mit einem Krankenpfleger, der mit Wasser meinen Finger kühlen sollte, machte Sie sich nun mit einem elektrischen Gerät ans Werk, das mich sehr an eine kleine Kreissäge erinnerte.
Das Wasser lief über die Ablage, auf der meine Hand lag, auf meine Jeans, was zwar unangenehm war, aber bei Weitem nicht so schlimm, wie der Schmerz, der durch die Hitze der kleinen Säge entstand. Doch all das half nichts, denn der Ring wollte sich nicht bezwingen lassen. Eine weitere Schwester aus der Notaufnahme probierte ihr Glück und ein Assistenzarzt kam noch hinzu. Außer, dass meine Haut noch mehr brannte, kamen sie nicht weiter.
Nach einigen Minuten kam der Chirurg und setzte die kleine Kreissäge neu an. Das Röhrchen mit dem Wasser ließ der direkt unter den Ring laufen. Auch das brannte mit der Zeit immer mehr, aber ich biss die Zähne zusammen, bis es nicht mehr ging und gab ihm dann jedes Mal ein Zeichen. Er stoppte dann kurz und ließ mich Luft holen.
Irgendwann nach einer gefühlten Ewigkeit, hatte der Chirurg endlich den Ring durchbrochen und konnte ihn mithilfe einer Zange auseinanderbiegen. Mein Finger war befreit und mein Ring kaputt. Der Arzt gab mir noch den Tipp, zunächst frische Luft an den Finger zu lassen, auf dem sich zwei Blasen gebildet hatten. Später sollte ich etwas Desinfizierendes auf die Wunde geben.
Als ich dann am Nachmittag und an den folgenden Tagen mit einem Verband um den Finger umherlief, wurde ich gefragt, was denn passiert wäre. Meine Antwort lautete: „Ich hatte die Wahl zwischen meinem Finger oder dem Ehering, aber ich habe mich für den Finger entschieden.“
Der Gedanke, dass mein Ehering kaputt war, ging mir ehrlich gesagt ein bisschen an die Psyche. Zumal der Name meines Mannes beim Aufschneiden durchtrennt worden war. Auch die kleinen Wunden auf dem Finger benötigten eine Weile zum Heilen.
Aber letzten Endes ist ein Ring „nur“ ein materielles Symbol und kann repariert werden. Also vereinbarte ich einen Termin in der Schmuckwerkstatt (Werbung wegen Verlinkung) in Mainz. Dort wurde mein Ring neu zusammengelötet. Auch die goldenen Ränder des Rings, die ihre dekorativen Einkerbungen in den letzten Jahren verloren hatten, wurden durch Hämmern nachbearbeitet. Der Name meines Mannes und unser Hochzeitsdatum wurden ebenfalls neu eingraviert. Komplett aufpoliert bekam ich den Ring wieder. Obwohl die Lötstelle mit Gelbgold statt mit Weißgold bearbeitet wurde, sieht der Ring wieder aus wie neu und man sieht es nur bei sehr genauem Hinsehen. Der Ehering meines Mannes erhielt auch noch eine Politur. So liegt er zumindest jetzt goldglänzend in seinem Kästchen, denn als Handwerker trägt er seinen Ring im Alltag nicht.
Die Schmuckwerkstatt von Melanie Henke kann ich jedem empfehlen, der ein besonderes Schmuckstück sucht. Dort könnt ihr auch Schmuck nach eigenen Ideen anfertigen sowie bereits vorhandenen Schmuck umarbeiten lassen. Falls ihr vorhabt zu heiraten, könnt ihr dort unter Anleitung und vorheriger Terminabsprache eure Eheringe selbst schmieden. Natürlich gibt es in der Schmuckwerkstatt auch alle möglichen Schmuckstücke zu kaufen.
Ich bedanke mich beim DRK Krankenhaus in Alzey für die Rettung meines Fingers und bei Melanie Henke und ihrem Team für die Rettung meines Eherings.