Unser Hund Cäsar ist ein ausgebildeter Therapie- und Besuchshund. Normalerweise besuche ich alle zwei bis drei Wochen mit ihm ein Seniorenheim und eine psychiatrische Einrichtung. Dort machen wir Spiele mit den Bewohnern und sie dürfen Cäsar streicheln. Er liebt diesen Job und ist völlig in seinem Element, wenn er den Menschen dort Freude bereiten kann. Wir haben bei unserer ehrenamtlichen Arbeit in den letzten Jahren schon so manches Wunder erlebt. Bespielsweise fing eine demente Frau, die außer dem Wort „Ja“ nichts mehr sagen konnte, plötzlich wieder an zu sprechen. Sie streichelte Cäsars Fell und meinte plötzlich: „Das ist so schön weich.“ Von diesem Tag an nahm sie immer aktiv an Cäsars Besuchen teil und konnte in seiner Gegenwart auch immer ein paar Worte oder gar kurze Sätze sprechen.
Durch die Corona-Pandemie war unser letzer ehrenamtlicher Arbeitseinsatz Anfang März 2020. Da ich im Laufe des Sommers spürte, dass nicht nur mir, sondern auch meinem Hund diese Einsätze fehlten und mir sicher war, dass Cäsar ebenso von seinen Freunden in beiden Einrichtungen vermisst wird, beschloss ich ein Fotobuch zu gestalten.
Im Herbst sah es kurz so aus, als könnten wir zumindest wieder in die Psychiatrie. Doch die Hoffnung wurde durch die rasant steigenden Zahlen der Covid19-Erkrankungen wieder zunichte gemacht. Ich nahm die Idee mit dem Fotobuch wieder auf und beschloss, es den Bewohnern in beiden Einrichtungen als Weihnachtsgeschenk zu überbringen.
Da ich im vergangenen Sommer mehr Zeit hatte, mit meinen Hunden Cäsar und Paul zu arbeiten und mit ihnen unsere Heimat bei langen abendlichen Spaziergängen neu zu entdecken, hatten sich viele Fotos auf meiner Speicherkarte angesammelt. Davon wählte ich ein paar aus und ließ Cäsar zu jedem ein paar Sätze schreiben. Aus diesem Grund stehe auch nicht ich als Autorin auf dem Cover, sondern TBH Cäsar vom Haus Gräfenbach. TBH ist die Abkürzung für Therapie- und Besuchshund und ist die höchste Ausbildung, die ein „normaler“ Familienhund machen kann. Es ist ein bisschen wie ein Doktortitel, darum finde ich, dass er zu seinem vollständigen Namen gehört. Diese Ausbildung können Mensch-Hund-Teams, neben der Schulhundausbildung, in der Tierpsychologischen Hundeschule in Mandel (Link enthält Werbung) absolvieren.
Haus Gräfenbach ist der Name des Zwingers aus dem Cäsar stammt, also die Retriever Zucht von Christel Marschall in Münchwald (Link enthält Werbung).
Naürlich konnte ich die Büchlein nicht persönlich in die Wohnbereiche bringen und musste sie unter Einhaltung der Sicherheits- und Hygienevorkehrungen jeweils an den Türen abgeben. Dazu gab es für jeden einzelnen Bewohner noch ein Foto von Cäsar. Laut den Rückmeldungen, die ich später erhielt, kam das Geschenk gut bei allen an. Mir tat es gut, den Menschen, die gerade jetzt während der Pandemie, wo sie noch abgeschotteter leben müssen als zuvor, eine kleine Freude zu bereiten.
Allerdings ist mein Cäsar nicht so glücklich mit der Situation. Als ich das Foto mit ihm und seinem Buch machte, benutzte ich seine „Pausendecke“, die wir normalerweise nur bei seinen Einsätzen verwenden. Nachdem das Bild geknipst war, ließ ich die Decke noch ungeachtet liegen, verließ das Wohnzimmer, kochte mir einen Tee und machte andere Sachen. Paul lag auf seinem üblichen Platz im Nachbarzimmer. Einige Zeit später fiel mir auf, dass Cäsar im Wohnzimmer auf seiner „Pausendecke“ lag und mich traurig ansah. Kurzentschlossen holte ich eines seiner Arbeitsspielzeuge aus dem Schrank der Hunde und spielte mit beiden eine Runde „Pokerbox“. Zumindest für den Moment war Cäsar dann zufrieden. Aber ich kenne meinen Hund, es geht ihm nicht nur ums Spielen. Er möchte Menschen eine Freude bereiten, vor allem dann, wenn es ihnen nicht so gut geht oder sie wirklich ernsthaft krank sind.
Cäsar’s Fotobuch könnt ihr euch hier downloaden: Fotobuch AWO