Pferde meines Lebens

Bella

Die Haflingerstute Bella kam zu uns als ich 8 Jahre alt war. Mein Vater kaufte sie bei einem Pferdehändler bei uns im Dorf. Eigentlich wollte er mit ihr die Felder bearbeiten, doch diese Idee entpuppte sich als viel zu aufwändig, so dass Bella vorerst nur neben unserem Pony Monika zwischen den Rindern im Stall stand. Es kamen immer mal ein paar Mädels, die die Reitbeteiligung bei Bella machen wollten, allerdings scheiterten sie alle, denn Bella wollte einfach nicht den Hof verlassen. Immer wieder drehte sie im Gelände um und rannte nach Hause. Mal blieb die Reitbeteiligung auf dem Rücken, mal nicht.

Ich selbst war gerade erst dabei so richtig reiten zu lernen und durfte auch, von meinem Vater geführt, Bella auf dem Hof reiten, denn an einen Reitplatz haben wir damals noch nicht gedacht. In dieser Zeit fuhren wir auch oft mit Bella Kutsche – bzw. mit einer einfachen Rolle durch die Gegegend.

Da ich jeden Nachmittag nach den Hausaufgaben – die bei mir immer schnell erledigt waren – in den Stall ging, um bei der Arbeit zu helfen, setzte ich mich auch immer auf das Gitter, das sich zwischen Monika und Bella befand und erzählte ihnen von meinem Tag. Sie gaben mir auch immer den Eindruck, dass sie mir zuhörten.

Ich weiß leider nicht mehr, wie alt ich war, als ich angfing Bella zu reiten. Natürlich wollte ich mit ihr ins Gelände, doch davon war sie gar nicht begeistert. Mir kam die Idee, immer nur ein paar Meter das Grundstück zu verlassen und dann wieder umzukehren. Das baute ich dann jeden Tag weiter aus. Irgendwann waren ihr die paar Meter doch zu viel und sie fing an rückwärts zu laufen. Ich sagte: „So, du willst rückwärts laufen? Dann gehst du jetzt auch rückwärts!“ und ließ sie dann über die ganze Länge des Nachbarfeldes rückwärts gehen. Von da an hat sie es nie wieder gemacht und lief jeden Weg, den ich ihr vorgab.

Eines Tages legte mein Vater dann einen kleinen Reitplatz an. Dort konnten wir dann auch springen. Zumindest über selbst angemalte Wingertsstickel, die auf Reifen lagen.

Als ich etwa 13 Jahre alt war, kamen meine Eltern auf die Idee, unseren Hof in eine Pferdepension umzubauen. Natürlich war ich davon begeistert. Es wurden auch die ersten Schulpferde gekauft und eine Reitlehrerin engagiert. Die Reitlehrerin sagte nach der ersten Gruppenstunde zu meinen Eltern (da wusste sie nicht, dass ich die Tochter bin): „Das Mädchen auf dem Haflinger kann gut reiten. Man müsste nur mal mit den Eltern sprechen, wenn sie ein anderes Pferd hätte, könnte sie auch Turniere reiten.“ Meine Eltern waren Feuer und Flamme, doch ich hatte Angst, mich dann von meiner Bella trennen zu müssen. Gott sei Dank durfte ich sie aber behalten, obwohl ich Hyundai zu meinem 15. Geburtstag bekam.

Bella lief hin und wieder im Reitunterricht mit und war der Liebling aller Mädels auf dem Hof. Doch da sie schon immer sehr empfindliche Hufe hatte, entwickelte sich eines Tages chronische Hufrehe bei ihr, bis sie nicht mal mehr auf die Koppel gehen konnte. Mit 20 Jahren (wir waren übrigens im gleichen Alter) musste ich mich dann leider von ihr verabschieden. Vergessen werde ich sie nie.

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