Und plötzlich ist alles anders…

Mein Pferd hatte Kolik. Zwei Mal kurz hintereinander. Meine immer gesunde, fitte, über alles geliebte Prinzessin Harmony.

Alleine diese Tatsache war schon unfassbar. Ich rief, genau wie bei der letzten Kolik, unsere Tierärztin Frau Dr. Barbara Pfundt und genau wie bei der letzten Kolik gab sie ihr Spritzen. Doch dieses Mal halfen sie nicht. Mit meinen Freunden Nadine und Gernot fuhr ich Harmony noch am selben Abend in die Klinik. Sie bekam Infussionen, ich die Aussicht, sie am Dienstagabend wieder nach Hause holen zu können.

Doch dann kam alles anders: Die Diagnose lautete Magenentleerungsstörung. Davon hatte ich noch nie gehört. Die Chancen, dass sie lange damit leben könnte, standen bei Null. Für mich ist klar, dass ich meine Tiere nicht künstlich am Leben halte und sie quäle.

So musste ich die schwerste Entscheidung meines Lebens treffen und Harmony am Freitag, den 9. Februar 2018 einschläfern lassen. Natürlich war ich bei ihr, denn ich finde, das ist man seinem Tier schuldig. Zumal sie seit ihrer Geburt immer bei mir war.
Nein, Harmony war nicht das erste Tier, bei dem ich diese Entscheidung treffen musste, aber sie war das Tier bei dem ich am unvorbereitetsten war. Der Schock saß tief. Noch tiefer traf er mich am nächsten Tag, als ich beschloss meine Stiefel und meinen Helm zum sauber machen mit nach Hause zu nehmen. Da wurde mir plötzlich bewusst, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben kein eigenes Reitpferd mehr habe.

Ja klar, ich habe noch Hyundai, Harmonys Mutter und ich liebe sie über alles und hoffe, dass sie noch lange bei mir bleiben wird, aber sie ist seit zwei Jahren in Rente. Hyundai darf nur noch kleine Spaziergänge machen, mit den anderen Mädels auf die Koppel oder wenn sie gut drauf ist auch in der Halle rennen.
Harmony war Hyundais letztes Fohlen und eines der letzten, die auf unserem Hof geboren wurden. Außerdem das letzte Pferd, das nur einen Namen in seinem Pass stehen hatte: Meinen. Sie war nicht nur eine wunderschöne sondern auch talentierte Trakehnerstute. Erst vor wenigen Wochen fing sie bei der Bodenarbeit an zu piaffieren. Sie stand mit 19 Jahren in der Blüte ihres Lebens und lief so gut wie nie zuvor. Ihre Reitbeteiligung Susanne und ich freuten uns bereits auf den Dressurlehrgang mit Patrick Van Orshoven, der im April auf dem Oberwiesenhof stattfinden soll. Ich konnte es kaum erwarten endlich wieder in der Sonne auf dem Reitplatz mit ihr zu arbeiten. Sie liebte die Sonne so sehr, dass einer ihrer Spitznamen „Miss Sunshine“ war.

Mit allem habe ich gerechnet, aber nicht damit, dass sie so plötzlich aus meinem Leben tritt…
Immer wieder wurde ich gefragt, ob sie Stress hatte oder sich an ihrem Futter etwas verändert hatte. Die Antwort ist: Nein! Ihr Leben lief geregelt und man konnte ihr ansehen, wie wohl sie sich fühlte.
Alles war normal. Nichts auffällig. Bis zu diesen beiden Koliken. Und dann war es vorbei. Ganz plötzlich. Völlig überraschend. Völlig sinnlos.
Harmony war nicht „nur ein Pferd“. Sie war Teil meiner Familie. Genau wie meine Hunde Cäsar und Paul und natürlich Hyundai.
Ich verstehe das alles nicht und im Moment will ich es auch nicht verstehen. Nur hinnehmen muss ich es.

Plötzlich ist alles anders… mein ganzes Leben.

7 Antworten auf „Und plötzlich ist alles anders…“

  1. Hallo liebe Barbara,
    obwohl ich das noch nicht erleben musste, kann ich dich so gut verstehen. Ich – wo ich doch Harmony nicht wirklich kannte, war total geschockt – genau – weil es so plötzlich! So aus dem Nichts! Es erschien mir , als ob du tags vorher noch von einem Ritt in der Sonne berichtet hast, wo es in Kirrweiler an dem Tag so trüb war…..

    Auch jetzt – …..denke ich oft an dich und an den Verlust, unter dem du jetzt leidest. Es war halt DEIN Pferd – Punkt……Genau das ist die Erklärung für den Schmerz!….

    Von einem auf den anderen Augenblick ist alles anders…….ja….

    Magenentleerungsstörung – hab ich auch erst mal googeln müssen – nie gehört.

    Du wirst bestimmt noch viele Geschichten, wie die Deine hören…aber deine Geschichte mit Deinem Pferd – mit deiner Art das zu verarbeiten wird es auch sein!….

    Eigentlich kann da niemand wirklich etwas dazu sagen! Es gibt da keinen (wirklichen) Trost!

    Reden….Schreiben….Stille…?….

    Ich habs nicht erlebt – aber ich kann dich so gut verstehen – es nachempfinden. Fühl dich gedrückt! – Von ganzem Herzen!

    …..und es kommt die Zeit…..da kommen keine Tränen mehr…..dann kommt ein Lächeln…wenn du an sie denkst…oder von ihr sprichst….ganz bestimmt…..

    ….nicht heute…

    nicht morgen….
    irgendwann….
    Liebe Grüße
    Kirstin

  2. Ich denke an dich!
    Ich kann es nachfühlen. Ich war so stolz, als ich endlich ein eigenes Pferd hatte, mein Pferd. Ich musste so viele Jahre warten, bis ich das nötige Geld und die Zeit hatte, aber die Freude hielt leider nicht lange und dann ging es ganz schnell und unerwartet……….
    Ich kannte sie nicht so lange, wie du deine Harmony, aber nach 5 Jahren fehlt sie mir immer noch und ich schaffe es nicht, ihr Bild von meiner Seite zu löschen. Immer wieder habe ich mir andere Pferde angesehen, aber es geht noch nicht, irgendwas fehlt.
    Ich wünsche dir viel Kraft, man kommt nicht so schnell drüber weg, es braucht seine Zeit, aber sie wird immer in deinem Herzen und in deinen Gedanken bleiben. Ganz viel Kraft für dich !

  3. Hallo liebe Barbara,
    mein Beileid!

    Es ist ein schlimmer Moment … es geht auch ein Teil von uns. Ich kann sehr gut verstehen wie gross die Trauer, aber auch die Hilflosigkeit, in Dir ist. Ich wünsche Dir viel Kraft!

    Aber deine Harmony hat gespürt dass Du ihr ein großes Geschenk gemacht hast. Du hast für sie entschieden und sie durfte gehen. Von Dir begleitet !

    Deine Harmony blickt auf ein tolles Leben zurück! Sie durfte ihr Leben bei und mit dir verbringen. Ein wundervolles Geschenk !

    Mein Zasterschatz war 4 1/2 Jahre … roh, und er hat mich im Sturm erobert. Mein Versprechen an ihn war “ ich werde immer da sein, am ersten und am letzten Tag“

    Wir haben eine wundervolle Zeit verbracht, ein riesiges Geschenk dass ich all das mit meinem Zaster erleben durfte.

    Mit 32 Jahren, nach über 27 Jahren gemeinsame Zeit war ich an seiner Seite.

    Bis zu diesem Tag war er munter, buckelte sogar morgens noch fröhlich durch die Halle und seine Augen strahlten. Trotz seines Alters noch richtig fit.

    Abends ging es ihm plötzlich schlecht. Kolik Schlundverstopfung. Wir kämpften über Stunden mit einem Ärzteteam um sein Leben

    Und dann kam der Moment in dem ich entschieden habe „Du darfst gehen“ in Ruhe und Würde, mit mir und meinem Mann an deiner Seite

    Es war schlimm, aber ihn gehen zu lassen im richtigen Moment, das war auch ein Dank an ihn !

    Ein Jahr ist vergangen und wir vermissen ihn so sehr, aber wir haben ihn in unserem Herzen .

    Deine Harmony wird noch oft in deinem Herzen einen flotten Galopp mit Dir erleben. In Deinen Gedanken wirst Du sie wieder spüren

    Liebe Grüße Geli

  4. Liebe Barbara,
    ich bin beim Recherchieren im Internet („Magenentleerungsstörung“) auf Deinen Blog gestoßen. Ich habe eine fast identische Geschichte mit meiner geliebten Stute durchmachen müssen. Auch sie durfte nur 19 Jahre werden. Ich musste sie vor 4 Wochen gehen lassen, als sich nach einer Kolik-OP und zwei Folgekoliken, kurz hintereinander und kurz nach der OP, ihr Zustand drastisch verschlechtert hatte. Auch wenn es diese vielgepriesene „richtige“ Entscheidung war – mein Herz tut weh. Ich kann Deine Worte so gut nachempfinden. Es macht nichts besser und bringt sie nicht wieder. Aber es ist kleiner Trost zu wissen, dass auch andere einen solche Verlust durchleiden müssen.

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