Harmony
Bei den Pferden, die in meinem bisherigen Leben eine Rolle spielten, ist es schwer zu sagen, welches das Wichtigste war/ist. Jedes Pferd prägte mich auf seine Weise – und umgekehrt.
Wenn mich jemand fragte, wie lange ich Harmony schon habe, antwortete ich immer völlig irritiert: „Schon immer.“ Ich erntete dann mindestens ebenso irritierte Blicke. Ja, Harmony habe ich wirklich seitdem sie am 27.03.1999 das Licht der Welt erblickte. Leider war ich nicht selbst bei der Geburt dabei, denn als Azubi im Hotalfach musste ich doch ab und zu Spätdienst machen und bekam nur einen Anruf von meinem Vater. Zuerst wollte ich gar nicht glauben, dass meine verfressenen Stute Hyundai tatsächlich ihr 3. Fohlen zur Abendfütterung geboren hatte. Aber so war es numal. Ein braunes Fohlen aus einer Rappstute und der Vater war ein Schimmel.
Die ersten Wochen liefen alles andere als harmonisch. Klein Harmony hatte so viel Energie, dass sie mir eines nachmittags, während ich in der Box gerade dabei war Hyundai die Hufe auszukratzen, mit vollem Anlauf auf den Kopf sprang. Das waren große Schmerzen, die ich ein paar Tage mit mir herumtrug, bis ich zum Arzt ging. Das Ergebnis: Eine Schädelprellung. Halb so wild, denn ich konnte ja abends noch auf eine Party zur Mainacht gehen.
Harmony wurde groß und auch mein Leben und das meiner Familie änderte sich drastisch und ich verließ eines Tages mit meinen damals drei Großpferden und meinem Pony den elterlichen Hof. Ich traf auf meine langjährige Trainerin Danielle, die mir sehr viel bei allen drei Pferden half und der ich mein Leben verdanke, denn am 19.07.2003 stand ich in einem ungünstigen Moment an einem ungünstigen Ort und Harmonys Hinterbeine trafen meinen Bauch. Leberriss. Blut im Bauch. Milz angerissen. Aber viel Glück im Unglück. Meinen Arbeitsplatz, bei dem ich zu diesem Zeitpunkt gerade mal vier Tage beschäftigt war, habe ich heute noch. Es war ein langer Weg, den Harmony und ich gehen mussten, aber wir haben ihn gemeistert.
Durch diesen Unfall fing ich nach Jahren wieder an zu schreiben. Ich verarbeitete die Geschichte in meinem Roman Parcours des Lebens. Und dieser Unfall war auch ein Grund warum ich 2011 meinen Verlag Harmony Verlag nannte.
Harmony lebte heute gemeinsam mit ihrer Mutter Hyundai in einer eigenen WG auf dem Oberwiesenhof.
Sie liebte es in der Sonne zu stehen, Heu zu fressen, auf der Koppel mit den anderen Stuten ihrer Herde zu spielen oder im Sommer auf dem sonnigen Reitplatz zu arbeiten. Lustig wurde es immer, wenn einer der spanischen Hengste mit auf dem Platz war. Die versuchten dann immer Harmony zu beeindrucken mit ihrem Gehabe, doch sie blieb völlig gelassen.
Harmony war sehr sensibel und fremden Menschen gegenüber skeptisch. Sie spürte sofort, wenn jemand unsicher war und spiegelt das Verhalten wider. Mir persönlich haben ihre Reaktionen auf meine Launen viel beigebracht. Zum Beispiel, dass ich meinen Stress und Ärger spätestens am Hoftor ablege, wenn ich mit einem Pferd etwas arbeiten will. Von anderen Menschen hingegen wurde ihr Benehmen als hysterisch und unerzogen abgestempelt. Schade.
Na gut, ein bisschen verwöhnte Prinzessin war sie schon. Auf der Koppel versteckte sie sich in schwierigen Situationen hinter ihrer Mutter und in Stall, Platz oder Halle auch mal hinter mir. Und wenn Mama Hyundai mal wieder auf dem falschen Platz an der Heuraufe stand, kam ja irgendwann Barbara um es so zu richten, dass „klein“ Harmony auf ihren Platz konnte.
Am 09.02.2018 musste ich mich schwerenherzens wegen einer Magenentleerungsstörung von ihr verabschieden.
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